„Ein Tag ohne Tennis ist ein verlorener Tag“

In diesem Jahr feiert unser Club ein ganz besonderes Jubiläum. Wir werden 50 Jahre alt. Hier ist sie, die Geschichte des TSV RSK Esslingen e.V. Tennis – die Geschichte von spontanen nächtlichen Matches im Scheinwerferlicht eines Fiat 500, von Tennis-Boom und Mitgliederschwund, vom stetigen Ausbau unserer Anlage. Und von einem Siebenschläfer im Clubmeisterpokal…

Als Peter Hoheisel das Fotoalbum zur Gründung unserer Tennisabteilung aufschlägt, huscht sofort ein Lächeln über sein Gesicht. Langsam blättert er in den Seiten, dann blickt er in die Runde. Mit ihm am Tisch sitzen sechs weitere Mitglieder. Sie alle sind Mitglieder seit den frühen Anfängen unserer Abteilung – und auf einmal ist wieder das Jahr 1976: “Was waren wir glücklich, als wir endlich auf die Plätze durften“, wird sich am anderen Ende des Tisches erinnert. Zwei Jahre gab es die Tennisabteilung zu diesem Zeitpunkt schon. Doch die Baugenehmigung für die Tennisanlage ließ länger auf sich warten als gedacht. Aber an jenem 14. August 1976 flogen dann endlich die ersten Bälle über das Netz – und nicht wenige auch in den angrenzenden Wald, denn alle waren zwar wild auf Tennis, aber kaum jemand hatte zuvor schon einmal gespielt…

Unser „Gründungsmythos“

Großes kündigt sich an

Der erste Abteilungsleiter
Dr. Franz Grau beim Spatenstich

Die ersten sechs Plätze entstehen

Esslingens Oberbürgermeister Eberhard Jürgen Klapproth eröffnet die Tennisanlage…

…und es war richtig voll

Die wilden ersten Jahre

Was nach der offiziellen Eröffnung der Plätze folgte, waren die „wilden Jahre“ auf der Katharinenlinde. Ganze Wochenenden wurden auf der Tennisanlage verbracht, spontane Picknicks inklusive: Dafür wurde einfach das Auto neben den Plätzen abgestellt, die Musik aufgedreht und Essen und Trinken aus dem mit Eis-Packs gekühlten Kofferraum geholt, denn ganz am Anfang gab es noch fast gar keine Infrastruktur um die Plätze herum. „Ein Tag ohne Tennis ist ein verlorener Tag – das war damals unser Motto“, erinnert sich ein Mitglied der ersten Stunde.

Doch in den folgenden Jahren nahm die Tennisanlage immer mehr Gestalt an. Egal ob Platzaufbereitung oder Terrassenbau – die Mitglieder legten bei nahezu allen anfallenden Arbeiten selbst Hand an. Legendär in diesem Kontext war der „Hüttendienst“: Jedes Paar musste an einem Wochenende der Saison die Tennishütte bewirtschaften, die als unsere erste Vereinsgaststätte fungierte. Sie befand sich ein wenig abseits der Tennisplätze, dort, wo heute die schwarze Holzbude unterhalb des Trainingsplatzes der Fußballabteilung steht. „Die Nächte dort sind immer lang geworden“, weiß Peter Hoheisel. In einer Nacht war die Stimmung anscheinend besonders gut, und die Lust auf Tennis noch größer. Denn die verbliebenen Gäste zogen nochmal los zu den Tennisplätzen für ein „Nachtturnier“. Als Flutlicht dienten die Scheinwerfer eines Fiat 500. Wer am Ende gewonnen hat, weiß heute aber keiner mehr…

Ein weiteres Highlight dieser Zeit waren die Tennis-Bälle, die einmal jährlich von der Tennisabteilung im Alten Rathaus, der Stadthalle, in der Osterfeldhalle und dem Salemer Pfleghof veranstaltet wurden. Dort wurde nicht nur getanzt, sondern auch die Sieger der jährlichen Vereinsmeisterschaft geehrt. Später wurden die Saisonabschlüsse im Vereinsheim oder im „Almröslkeller“ gefeiert. Nicht selten wurde dabei auch gesungen und gedichtet.

Sie waren wirklich wild, die ersten Jahre…

Der Boom der 80er und 90er

Die goldene Zeit unseres Vereins waren sicherlich die 80er und 90er Jahre. In und um Esslingen hatte sich herumgesprochen, was da Woche für Woche nahe der Katharinenlinde passierte. Gleichzeitig boomte der Tennissport dank Steffi Graf und Boris Becker in der ganzen Republik. Die Zahl der Mitglieder stieg immer weiter und erreichte mit 597 Mitgliedern im Jahr 1993 ihren Höchststand. Der Andrang war so groß, dass ein Aufnahmestopp veranlasst werden musste, und die Warteliste für Neuaufnahmen wurde länger und länger. Wie gut, dass bereits Anfang der 80er die Entscheidung gefallen war, die Tennisanlage von sechs auf zehn Plätze und eine Ballwand auszubauen. Im Jahr 1987 wurden die Courts außerdem auf den dann gängigen Sandbelag umgerüstet.

Die Freundschaft unter den Mitgliedern wurde so groß, dass sie über den Tennissport hinaus reichte. Regelmäßig gab es gemeinsame Ausflüge, und jedes Jahr am 6. Dezember trafen sich die Tennisfamilien im Wald neben der Tennisanlage, und plötzlich tauchte der Nikolaus auf – mit einem Sack voll Süßigkeiten für die singenden und Flöte spielenden Kinder.  Unvergessen auch die Tour auf die Hütte im bayrischen Steibis: „Das war ein Highlight“, erinnert sich Peter Hoheisel mit einem Grinsen im Gesicht. „Da sind wir mit 40 oder 50 Mitgliedern hingefahren. Wir hatten einen Riesenspaß. Übernachtet wurde auf einem riesigen Matratzenlager.“

Eine Hütte für das 21. Jahrhundert

Kurz nach den Feierlichkeiten zum 25-jährigen Jubiläum im Jahr 1999 durften die Mitglieder sich gleich noch einmal freuen, denn der Hauptverein des RSK und die Stadt Esslingen genehmigten endlich den Bau einer neuen Tennishütte – und zwar direkt auf der Terrasse an den Plätzen. Dass es endlich klappte, war letztlich auch einer, nun ja, „bildstarken“ Initiative zu verdanken: „Es gab nirgendwo in der Nähe der Plätze ein Klo. Wir mussten immer im Wald verschwinden“, erinnert sich Peter Hoheisel. „Da hatten wir dann die Idee, so eine Szene einfach mal zu dokumentieren. Damit sich der Verein und die Stadt sprichwörtlich ein Bild von unserem Übel machen konnten.“

Tja, was soll man sagen? Das Foto scheint einen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben. Der Bau der Hütte konnte postwendend beginnen, ein Jahr später wurde sie eingeweiht. Und sie ist mit Sitzecke und (natürlich) WC auch heute noch der zentrale Treffpunkt aller Mitglieder.

Doch bei aller Freude über die neu gewonnenen Annehmlichkeiten hatte die Tennisabteilung in den „Nullerjahren“ auch mit einem ernsten Problem zu kämpfen: dem Mitgliederschwund. „Im Jahr 2007 haben nur knapp über 200 Leute bei uns Tennis gespielt“, sagt Peter, der sich auch heute noch um alle Ein- und Austritte kümmert. Wie gut, dass es wieder einmal eine kreative Idee gab: „Wir haben einfach das Schnupperjahr erfunden. Mit einer Saisonkarte für ein Jahr und einem sehr fairen Familienbeitrag konnten interessierte Esslinger ab sofort bei uns spielen. Fast 80% von ihnen sind nachher auch festes Mitglied bei uns geworden“. Das Schnupperjahr gibt es auch heute noch, und die Mitgliederzahl hat sich mittlerweile stabil auf etwa 400 eingependelt.

Bei uns „reingeschnuppert“ hat übrigens auch schonmal ein kleiner Siebenschläfer. Der hatte nämlich im Vereinsmeisterpokal sein neues Zuhause gefunden und wurde erst bei einer gemeinsamen „Putzede“ mit einem schrillen Schrei von einer Spielerin entdeckt…

Und die Zukunft?

Das ist sie, die Geschichte von 50 Jahren TSV RSK Esslingen e.V. Tennis. Nein. Es ist natürlich nur ein winziger Ausschnitt von all dem, was im letzten halben Jahrhundert alles passiert ist. Aber vielleicht ist es ein kleiner Einblick in das, was unseren Club so besonders macht. Auf dem Tisch mit dem Fotoalbum zur Vereinsgründung stehen mittlerweile auch sechs Schalen Walnusseis mit Eierlikör. Es ist ein guter Zeitpunkt für ein leckeres Eis. Und ein guter Zeitpunkt, die dienstältesten Mitglieder nach ihren Wünschen für die Zukunft unseres Tennisclubs zu fragen. Erstmals wird es etwas stiller am Tisch. Und dann sagt Peter:

Der größte Erfolg unseres Vereins ist, dass alle immer Spaß am Tennis hatten. Und so soll es auch bleiben.“